Was sind eigentlich Tonkanesen?
Tonkanesen
(im englischen "tonkinese cats" oder "tonkanese
cats") sind die einzige von den meisten Katzenverbänden
anerkannte Hybridrasse.
Kreuzt man eine Burmakatze mit einer Siamkatze erhält man
einen Wurf mit lauter Tonkanesenkätzchen. Verpaart man hingegen zwei
Tonkanesen enthält der Wurf (statistisch gesehen) zwei Tonkanesen und
jeweils eine Burma- bzw. Siamkatze. Die Tonkaneseneltern können dabei schon
seit Generationen nur Tonkanesen als Vorfahren gehabt haben.
So
zumindest geht die gängigste Erklärung der Tonkanesen. Neuere Quellen
widersprechen dem jedoch. Sie sagen, die Unterschiede liegen lediglich
im Fellmuster und/oder der Fellfarbe.
Dieses Mysterium
der Tonkanesenrasse setzt sich beider Fragestellung fort,
seit wann es Tonkanesen gibt. "Offiziell" anerkannt
und gezüchtet werden die Tonkanesen seit Mitte des 20. Jahrhunderts
in Kanada. Da sowohl Burmesen aber auch Siamesen aus der Region
Thailand stammen, kann davon ausgegangen werden, dass die Rasse
aber schon sehr viel länger exisitiert. Aufzeichnungen über
über Siamesen, Burmesen und Korat-Katzen gibt es bereits seit
dem 14. Jahrhundert. In diesen Aufzeichnungen wird aber auch
eine Katze bildlich dargestellt, die einer Tonkanese extrem
ähnlich ist.
Woher
kommt eigentlich der Name der Tonkanese? Und schon sind wir
beim nächsten Mysterium. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Europa
"Goldene Siamesen" beschrieben. Und das waren vermutlich
in Wirklichkeit Tonkanesen. Gold heißt auf thailändisch Tong (Thong,
Tawng) - und schon haben wir unsere erste Erklärung. Eine zweite
Theorie besagt, dass der Name sich aus dem Golf von Tonkin ableitet,
der zwischen Burma und Thailand liegen soll. Eine Theorie, die ich
beim Blick auf einen Atlanten allerdings nicht begreife, da für
mich der Golf von Tonkin östlich von beiden Ländern liegt. Allerdings
nennt man das Gebiet von Nordthailand und Burma auch das goldene
Dreieck, was wiederum Spielraum für eine Theorie einer geographischen
Namensgebung gibt. Die Grenze zwischen Thailand und Burma wird anscheinend
auch als "goldene" Grenze bezeichnet.
Kommen wir zum Charakter
der Tonkanesen. Standardaussage ist, dass Tonkanesen die besten
Charaktereigenschaften von Burmesen und Siamesen vereinen.
Burmesen gelten als
extrem menschenbezogen, weshalb Sie auch als "Menschenkatze"
oder auch "Hundekatze" bezeichnet wird. D.h. Burmesen
sind stärker auf ihren Menschen als auf ihr Revier bezogen und Reisen
daher auch "gerne". Ihnen wird nachgesagt, dass sie ihrem
Menschen nicht von der "Tatze weichen" und sich stundenlang
auf seiner Schulter um seinen Hals zusammenrollen. Tonkanesen
wird diese starke Menschenbezogenheit ebenfalls nachgesagt, allerdings
nicht in dieser ausgeprägten, um nicht zu sagen "penetranten", Form.
Bei meinen Katzen heisst das konkret: Reisen ist mit ihnen kein
Problem. Solange ich nur in der Nähe bin lieben sie es auch neues
Terrain zu erkunden. Während ich diese Zeilen schreibe, liegen Lemmy
+ Leo auf dem Stuhl zusammengekuschelt neben mir. Zumindest
Lemmy liebt es auch meine Schultern zu entern und sich dort zusammenzukuscheln.
Siamesen gelten als
sehr gesellig und intelligent, aber auch als unterwürfig und "divenhaft".
Auch Tonkanesen sind sehr verspielt und neugierig, haben aber auch
die Ausgeglichenheit der Burmesen. Bezogen auf meine beiden Tonkis
kann ich sagen, dass sie wirklich extrem verspielt und neugierig
sind. Öffne ich eine Schublade, stehen sie wenige Sekunden später
da. Sie richten sich auf, legen die Vorderpfote auf die Schublade
und unteruchen neugierig den Inhalt. Wenn ich zuviel vor dem Computer
bin, setzen sie sich einfach auf die Tastatur. Spielzeiten werden
penibel eingefordert. Bekannte von mir haben unabhängig voneinander die
Katzen auch mit Äffchen verglichen. D.h. auch, dass sie trotz aller
Gelehrigkeit, wild durch die Wohnung toben und das eine oder
andere Wohnungsinventar darunter leiden kann.
Ein Wort zum Thema Lautstärke.
Siamesen gelten als sehr mitteilungsintensiv. Zumindest meine
Tonkanesen melden sich auch ab und an zu Wort, das ist aber
keinesfalls penetrant oder nervig. Und eine weiteres Wort zum
Thema "Eine oder zwei Katzen". Tonkanesen gelten als
Familienkatzen. Trotzdem würde ich auf jeden Fall zu einem "Doppelpack"
raten. Insgesamt machen aus meiner Sicht zwei Tonkanesen weniger
Arbeit als eine. Sie kuscheln und spielen miteinander, dann
wird gerauft und anschließend ist wieder gegenseitiges ablecken
und gemeinsames kuscheln angesagt. Zwei Tonkis wird es gemeinsam
nie langweilig.
Auch für das Aussehen der Tonkanesen gibt es
einen Standard. Herausragend bei dieser Katze ist aber sicherlich
ihr Wesen, weshalb dies auch an erster Stelle ausgeführt wurde.
Offen gestanden kenne ich mich beim Aussehen der Rasse nicht
so gut aus, und es ist für mich auch zweitrangig. Die Züchter
möchten mir dahe die nachfolgende, unvollständige Beschreibung
verzeihen.
Der Körper der Tonkanese ist mittelang
bis langgestreckt, gut ausgewogen, kräftig und muskulös. Im Vergleich
zur Feld-Wald-und-Wiesenkatze wirkt eine Tonki sehr lang.
Die Beine sind schlank und muskulös. Die
Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine. Wenn ein Tonki
durch sein Revier tigert, hat er den typischen Raubkatzengang.
Der Schwanz ist mittellang, weder dick noch
peitschenförmig und verjüngt sich zum Ende hin. Im erneuten Vergleich
zur Feld-Wald-und-Wiesenkatze ist der Schwanz der Tonkanese länger.
Bezüglich des Kopfes besagt der Rassestandard,
dass die Oberseite leicht rund sein sollte, mit guter Breite zwischen
den Ohren, leicht keilförmig, mit einer Schnautze, die weder spitz
noch kantig ist.
Die Ohren sind mittelgroß, etwas höher als
breit, vorwärts geneigt, mit breitem Ansatz und abgerundeten Spitzen.
Gleichmäßig zwischen Seiten und Kopfoberteil platziert, die äußeren
Kanten verlängern die Keilform. Bei Jungtieren kommen einem die
Ohren überproportioniert bis "fledermausartig" vor. Die
genannten Proportionen erreicht erst die ausgewachsene Katze.
Die Augen sollen groß und eindrucksvoll sein,
mehr mandelförmig als rund und gut auseinandergesetzt. Die klassische
Augenfarbe der Tonkanese ist eine Mischung aus blau und grün (türkisblau).Wenn
das Siamerbe mehr durchschlägt, ist die Augenfarbe blau. Überwiegt
das Burmaerbe ist die Farbe der Augen grün oder gelb.
Das Fell ist dicht anliegend und kurz. Es
gibt kein Winter- oder Sommerfell, weswegen der Rasse auch nachgesagt
wird, dass sie verhältnismäßig haaren. Diese Ansicht teilt mein
Staubsauger übrigens nicht. Das Fell meiner beiden Katzen ist etwas
unterschiedlich. Sehr fein ist das Fell von Lemmy. Es fühlt sich
wie ein Nerz an.
Kommen wir zu den Farben. Ein Thema, dass
ich vermutlich niemals begreifen werde. Grundsätzlich sollte der
Körper ohne Tabbyzeichnung sein. Der Körper sollte in einem helleren
Farbton als die Points sein. Grundsätzlich gibt es die drei Farbvarianten
mink, sepia und point. Beim Mink-Typ ist die Körperfarbe etwas
heller als die Farbe der Points und die Augen sind eine Mischung
aus blau und grün. Der Sepia-Typ hat kaum Kontrast zwischen
Körper- und Pointfarbe und die Augen sind gelbgrün bis gold. Hier
schlägt also das Burma-Erbe ziemlich stark durch. Der Point-Typ
weist schließlich einen starken Kontrast zwischen Körper- und Pointfarbe
auf. Die Augenfarbe ist hier blau. Beim Point-Typ schlägt also das
Siam-Erbe - wie bei Lemmy und Leo - relativ stark durch.
Tonkanesen sind gesunde und robuste Katzen
mit einer hohen Lebenserwartung. Das haben sie von den Burmesen
geerbt.
Insgesamt würde ich aus meiner Erfahrung heraus,
Tonkanesen als pflegeleichte und einfache Katzen bezeichnen. Zwar
toben sie wild durch die Wohnung und sind extrem sprunggewaltig,
andererseits machen sie alles anstandslos mit (Autofahrten, verschiedene
Wohnungen) und haben noch nie ihr Katzenklo verfehlt. Mal abgesehen
von der Jugendzeit gehen sie auch mit mir sehr pfleglich um.
Tonkanesen sind in Deutschland noch wenig verbreitet.
Wenn man das bezaubernde Wesen diese Katze betrachtet, scheint die
Verbreitung jedoch nur eine Frage der Zeit zu sein.
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